Aktuelles

MINTegration - Projekt für Geflüchtete

Qualifizieren, Perspektiven schaffen und integrieren. Das haben sich drei starke Bochumer Partner auf die Fahnen geschrieben. Das Projekt „MINTegration für junge Flüchtlinge Mittleres Ruhrgebiet“ hat sich zum Ziel gesetzt, nicht mehr schulpflichtige Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchtgeschichte an den Ausbildungs‐ und Arbeitsmarkt in MINT‐Berufen heranzuführen. Im Verbund arbeiten das Gisela Vogel Institut für berufliche Bildung GmbH & Co, die Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen und die MINT Bildung Ruhr/Vest gGmbH
 zusammen. Unterstützt und finanziert wird das Projekt von der Agentur für Arbeit Bochum.

Rund 25 junge Menschen sind im Spätsommer 2016 ausgewählt, vorqualifiziert und  seit September gefördert worden. Zu Beginn standen Sprachkurse, die berufliche Orientierung und die Kompetenzfeststellung im Vordergrund. „Die Agentur für Arbeit hatte für uns eine Vorauswahl getroffen, bei der unter anderem gute Sprachkenntnisse, hohe Motivation und gute Bleibeperspektiven eine Rolle gespielt haben“, erklärt Simone Vogel vom Gisela Vogel Institut für berufliche Bildung GmbH & Co.In der Startphase wurden die Jugendlichen wochentags von 8 bis 15 Uhr begleitet, beschult und in praktischen Übungen gefördert. Vorgesehen waren auch zwei Maßnahmen-Praktika von einer bzw. sechs Wochen in einem Unternehmen. In der Transferphase ab Mitte 2017 steht nun als Ziel idealerweise die Übernahme in Ausbildung, in Ausbildungsvorbereitung oder in Arbeit auf der Agenda. „Wir sind frühzeitig auf unsere Mitgliedsunternehmen zugegangen und haben Praktikaplätze vermittelt. Die gute Resonanz aus den Unternehmen hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg waren und weiterhin sind“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen.

Die Expertise für die MINT-Berufe bringt die MINT Bildung Ruhr/Vest gGmbH ein. In Zusammenarbeit mit dem IST.Bochum – einem von landesweit 45 zdi-Zentren (Zukunft durch Innovation) – lernen die Jugendlichen einmal in der Woche vor Ort in der Heinrich-von-Kleist-Schule. „Wir haben berufsorientierende Maßnahmen mit den jungen Menschen durchgeführt und sie an das Thema MINT herangeführt. Durch zahlreiche Projekte an Schulen hält das IST.Bochum passende Instrumente und Übungen genau dafür vor“, sagt Norbert Dohms, Geschäftsführer der MINT Bildung Ruhr/Vest gGmbH und Träger des IST.Bochum. Speziell die Praktika-Phasen waren für die Teilnehmer des Projekts lehr- und aufschlussreich. So wie für Mahmadou Barry. Aus Guinea geflüchtet, kam er 2014 in Bochum an. Er absolvierte ein Praktikum bei der Ollbrink GmbH. Jörg Kamitz, dortiger Geschäftsführer, stellte gerne einen Praktikumsplatz zur Verfügung. Er sagt: „Integration ist eine gesellschaftliche Aufgabe, bei der Unternehmen eine entscheidende Rolle spielen und Arbeit überhaupt erst ermöglichen. Das tun wir sehr gerne und geben Starthilfe.“ Bei ihm lernte Mahmadou Barry, wie Kühlgeräte in Tankstellen und Supermärkten funktionieren – und wie man sie repariert. Auch beim Bau großer Schaltschränke für Industriebetriebe unterstützte er. „Mahmadou ist pfiffig, fragt viel nach und ist eine echte Hilfe“, bestätigt Jörg Kamitz.

Zwei Volltreffer

Gute Erfahrungen hat auch Christopher Ertel gemacht. Der Personalleiter der Bomafa Armaturen GmbH stellte in beiden Praktikumsphasen zwei Plätze zur Verfügung. Und landete zwei Volltreffer. Farhad Talebi aus dem Iran und Ahmad Aler aus Syrien entpuppten sich als wissbegierige und fleißige junge Männer, die einen echten Neuanfang anstreben. Farhad Talebi verschaffte sich in der ersten, einwöchigen Praktikumsphase einen Eindruck in der Zerspanungsmechanik – und war sofort begeistert. „Er hat viel nachgefragt, hat mit angepackt, war sehr wissbegierig und hat seine Sache sehr gut gemacht“, erinnert sich Christopher Ertel. Kein Wunder also, dass Farhad Talebi auch in der sechswöchigen Phase im April 2017 erneut bei Bomafa anfragte – und erneut bei den Zerspanungsmechanikern im Einsatz war.

Mit Geschick und Fleiß überzeugte er erneut – und bekam nach Ablauf des sechswöchigen Praktikums einen Ausbildungsplatz angeboten. „Wir sind von Farhad Talebi überzeugt und werden ihm auch trotz ausbaufähiger Sprachkenntnisse eine Chance geben und ihm unter die Arme greifen“, so Christopher Ertel. „Als familiär geführtes Unternehmen sehen wir uns auch ein Stück weit in der Verantwortung und möchten helfen“, fügt er hinzu. Gleiches gilt für Ahmad Aler, der, als Person etwas zurückgezogener, im technischen Büro mit seiner Leistung überzeugte. „Auch er hat einen sehr interessierten und motivierten Eindruck hinterlassen. Ihm bieten wir eine Ausbildung zum technischen Produktdesigner an und sind überzeugt davon, dass er die Ausbildung packen wird“, sagt Christopher Ertel. „In unserem Unternehmen haben wir alle möglichen Länder vertreten. Integration wird bei uns tatsächlich gelebt und führt zu einem sehr guten Betriebsklima“, sagt er abschließend.

Fotogalerie