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Konjunkturprognose: Talfahrt im Nebel

Keine klare Sicht, widrige Verhältnisse und bergab: Was dem Skifahrer nicht gefällt, treibt auch den Unternehmern im Mittleren Ruhrgebiet und in Westfalen zunehmend Schweiß auf die Stirn. Denn die Konjunkturprognosen für 2023 gleichen aktuell einer Talfahrt im Nebel – mit einigen Hindernissen auf der Strecke. Diesen Schluss legen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen mit Sitz in Bochum nahe.

Die 425 Mitgliedsunternehmen meldeten aktuelle Einschätzungen zum 1. Halbjahr 2023. Wie entwickeln sich die Geschäfte? Welche Auftrags- und Umsatzvolumina lassen sich aus dem wirtschaftlichen Umfeld ableiten? Wie werden sich die Erträge entwickeln? Und: Wie entwickelt sich die Personalsituation vor diesem Hintergrund? Es zeigt sich: diejenigen Experten, die in 2023 mit einer Rezession rechnen, könnten Recht behalten. „Unsere Mitgliedsunternehmen starten mit sehr verhaltenen Prognosen ins Neue Jahr, fast 43 % sehen ihre aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Vorjahr verschlechtert“, fasst Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, die Ergebnisse zusammen.

57 % der befragten Unternehmen gehen von gleichbleibend schlechten bzw. schlechteren Geschäften aus, immerhin 50 % erwarten schlechtere Umsätze, gleichbleibend schlechte bzw. schlechtere Aufträge erwarten 59 % (Inland) bzw. 56 %(Ausland) der Befragten und knapp 60 % erwarten gleichbleibend schlechte bzw. schlechtere Erträge. „In allen abgefragten Parametern verlieren wir 20 bis 30 Prozentpunkte an Positivmeldungen. Das ist besonders im Langfristvergleich ein sehr starker Einbruch und lässt befürchten, dass wir tatsächlich an der Schwelle einer echten Rezession stehen“, so Erlhöfer. Auf dieses Bild zahlen nicht zuletzt auch die sehr zurückhaltenden Investitionsprognosen ein (nur knapp 38 % melden gleichbleibend hohe bzw. höhere Investitionsplanungen im Inland, gut 32 % im Ausland).
 
Erstmals könnte diese Entwicklung auf den bis zuletzt immer noch robusten Arbeitsmarkt durchschlagen: knapp 27 % der befragten Unternehmen planen eher mit weniger Personal, nur 17 % können aufstocken. Vor Jahresfrist waren dies 11,4 % (Abbau) bzw. 21,6 % (Aufbau). Der Positivsaldo ist also ins Negative gerutscht. Ein Lichtblick immerhin: Die Ausbildung möchten über 21 % der Unternehmen stärken, nur 1,6 % müssen zurückfahren. Der schon vor Jahresfrist positive Saldo (11,8) ist deutlich auf 19,7 angestiegen. „Schon im Rückblick auf das 2. Halbjahr 2022 haben wir das herausfordernde Umfeld für unsere Industrie-Unternehmen beschrieben. Die multiplen Krisen mit Lieferketten- und Logistikproblemen, die aktuelle Rohstoff- und Energiekostensituation sowie die Risiken bei der Energieversorgung und nicht zuletzt der sich verschärfende Fachkräftemangel lösen sich im neuen Jahr leider nicht in Luft auf“, so Dirk W. Erlhöfer abschließend, der ein Ende des Krieges in der Ukraine als wesentlichen Schlüssel zur Konsolidierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ansieht.